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South African Winelands Pre World Cup 2010

Die Zugvögel machen es seit jeher vor, was zu tun ist, wenn die Tage bei uns kurz, grau, kalt und definitiv unerquicklich zum Fliegen werden - sie ziehen auf die Südhalbkugel. Und auch wenn wir uns nicht den ganzen Winter verdrücken können, beschlossen wir - Erwin, Michael, Astrid & Karen - drei Wochen sind deutlich besser als gar nix.

Die Wahl fiel diesmal auf Südafrika, weil wieder ein interessanter Pre World Cup lockte. Und das legendäre Cape Town und Wüsten, Berge, Schluchten, Garden Route und Meer in allen Variationen und exotische Tiere und berühmte Weingüter und überall Fluggebiete und und und.

Und das alles ohne Jetlag! Trotzdem - nach unserem Nachtflug ziemlich ko - zogen wir es vor, unsere ersten Linksverkehrübungen nicht in Kapstadt zu veranstalten, sondern lieber gemütlich am Meer entlang nach Hermanus ins nächstgelegene Fluggebiet zu tuckern. Wie auch später immer wieder äußerst angenehm auffiel, waren wir oft weit und breit das einzige Auto und mussten nur Pavianen, Straußen oder Schildkröten ausweichen.

Die nächsten zwei Wochen fuhren wir kreuz und quer durch Süd-Südafrika, staunten über die unglaubliche Vielfalt der Landschaft und Fynbos-Vegetation, die menschenleeren kilometerlangen Sandstrände, die kulinarischen capmalayischen Köstlichkeiten und die penibel sauberen Städtchen mit ihren viktorianischen Häusern und Blumenschmuck und wunderten uns zeitweise, wo der fast 90% Bevölkerungsanteil der coloured und black people steckt.

Bei 2.000 km on tour blieb die Fliegerei ein wenig auf der Strecke, außerdem waren Wind und Wetter in der Little Karoo und Gardenroute genauso unberechenbar wie überall sonst auf der Welt, aber einige wunderschöne Soaringflüge am indischen Ozean in Wilderness am Map of Africa und kilometerweit entlang der Paradise Ridge beugten erfolgreich Flugentzugserscheinungen vor.

In der letzten Woche stürzten wir uns dann endlich ins Wettkampfgeschehen. 129 Piloten aus 32 Nationen traten beim South African Winelands Pre World Cup 2010 in Porterville an. Wir alle übrigens ausgestattet mit Live Trackern, durch die unsere Flüge im Internet verfolgt werden konnten und mit denen das Aufsammeln abgesessener Piloten beruhigend einfach wurde.

Das Fluggebiet ist berühmt für sein Streckenflugpotential und seine knackige Thermik, aber auch berüchtigt für oft grenzwertige Windstärken und Dustdevils als Landebegleiter. Da die Veranstalter keine Lust auf ins Lee verblasene Piloten hatten, wurden weite Strecken der rund 65 km langen tasks ins Flachland verlegt - eine völlig neue Erfahrung für uns Bergflieger. Erwin ließ sich beim ersten task durch nichts beirren und flog mit seinem Trango zielsicher bis ins Ziel, beim zweiten und dritten task musste er dann zusammen mit vielen, auch ortskundigen Piloten der Flachlandfliegerei Tribut zollen und saß irgendwo im Nirgendwo ab. Ich versenkte mich beim ersten task in kürzester Zeit und hoffte dann inmitten einer Kinderschar auf gnädige Rückholer, beim zweiten task ging's schon ein wenig besser und beim dritten hatte der Wind ein Einsehen und ließ mich spät aber dennoch die Ziellinie überqueren. Michael war der Pechvogel schlechthin, er hütete zwei Tage lang mit einem grippalen Infekt unsere Farm in Afrika und pflegte den Kontakt mit unseren Nachbarn, den Pavianen, beim dritten task machte er, verfolgt von einer heimtückischen Abschattung, einen Gleitflug - immerhin zum ofiziellen Landeplatz. Und Astrid hatte von Anfang an entschieden, dass sie in Südafrika lieber Wale, Wein und Kapstadt genießen wollte. Ein vierter Durchgang wurde nach einem Katapultstart von mir mit anschließendem senkrechten Aufstieg bis zur Basis und unschönen ambossartigen Wolken in Augenhöhe abgebrochen. Im Endergebnis der Serienklasse wurden Erwin 37., ich 39. (3. in der Damenwertung), und Michas Ergebnis zählt nicht...

Rückblickend reicht die Skala unserer Flugerlebnisse von leider viel zu kurz über abenteuerlich aufregend bis atemberaubend schön. Wie immer und überall ist auch der südafrikanische Wettergott manchmal launisch, aber dafür bietet das Land vielfältigste und reizvolle Alternativen, und spätestens bei unserer Rückkehr in Schnee, Grau und Kälte wollten wir nix wie zurück in dieses ganz besondere Land.

Totsiens Karen

PS: Wen's interessiert: die Ergebnisse und Fotos.